Andachten

Hier kannst du Andachten von mir nachlesen.
Hinweise zu den Ideen und Vorlagen, die ich als Grundlage benutzte, findest du auch.

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Singen und beten in St. Nathanael

Musik spielt eine wichtige Rolle in unserer Gemeinde. Wir sind modern unterwegs. Daher singen wir neben den Liedern des  Evangelischen Gesangbuchs und des Ergänzungsheftes von 2018 schon seit dem Erscheinen viele Lieder aus "freiTöne".
Ich bin immer wieder erstaunt, dass die freiTöne in vielen Gemeinden noch gar nicht bekannt sind oder moderne Lieder sogar abgelehnt werden. Ich denke, dass auch deswegen die kirchlichen Angebote nicht mehr angenommen werden und die Besucherzahlen sehr gering sind.
Unsere Gottesdienst- und Andachtsangebote sind gut besucht und alle singen gerne. Auch und gerade weil wir ein zeitgemäßes Angebot gestalten, ohne die Liturgie aufzuweichen. Diese bildet und bietet einen verlässlichen Rahmen. Innerhalb dieser sicheren Struktur reichern wir gerne mit attraktiven Angeboten und Formen an, was sehr gut angenommen wird.

Überblick der Andachten
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Andacht Ostern 2023,  15.03.2023

Wir haben uns in dieser Andachtsreihe an den Passionsandachten "Begegnungen, die herausfordern" vom Gottesdienst Institut orientiert. Diese stellen das Bild "Ecce homo" von Joris Corinth sowie das Altarbild der St. Paul Kirche, Odessa von Tobias Kammerer in den Fokus der Betrachtung. Hier die vierte Andacht dieser siebenteiligen Reihe. 

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Andacht Ostern 2023, 05.04.2023

Die siebte und letzte Osterandacht 2023 stand im Zeichen der Bildbetrachtung des Altarbildes aus St. Paul, Odessa von Tobias Kammerer.

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Andacht Ostern 2024, 13.03.2024

Wir haben uns in den Osterandachten mit den Körperteilen Jesu beschäftigt. Meine Andacht hatte die Brust als Thema.

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Andacht Ostern 2025, nn.03.2025

kommt später

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Andacht Advent 2025, nn.12.2025

kommt später

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Andacht Advent 2024, 11.12.2024

Grundlage ist die Andachtsreihe "aufgetan" des Gottesdienstinstitutes. Hier die zweite Andacht zur zweiten Karte "Suchen" (blau, dreieckig).

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Begrüßung
Herzlich willkommen zur vierten Passionsandacht 2023. Ein Jahr, das in der Kürze bereits sehr viel Leid erleben ließ. Naturgewaltiges. Menschengemachtes. Niederdrückendes. Ungerechtes. Finsteres. Vernichtendes. Leid.

Klangzeichen

Lasst uns gemeinsam Jesu´ Passion nachspüren und auf die Botschaften hören. Lasst die dreieinige Hoffnung in uns weiter bestehen gegen alle Anfechtungen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen!

Klangzeichen

Einführung
Ein kleines Ereignis in der römischen Provinz Galiläa. Unbedeutend. Ein Verwaltungsakt. Ein unwichtiger lokaler Streit um einen Sektierer. Ein Spinner, der die religiöse Elite herausfordert. Wortgewandt und den armen Menschen zugewandt. Eben nur ein unbedeutender Aufrührer, der die jüdische Hierarchie wanken lässt, ihre Glaubenserwartung erschüttert.

Nur ein lokales Phänomen mit örtlich begrenzter Wirkung? Besser, wir schaffen das Problem mit dem Wanderprediger aus der Welt, bevor es zu Unruhen kommt.
Ecce homo!
Wir werden sie bei ihrer Wahl nicht beeinflussen. Wir werden nur vollstrecken. Ansonsten waschen wir unsere Hände in Unschuld.

Gewaltbereit. Gewalt tolerierend. Gewalt benutzend / einsetzend. Strukturen konservierend. Nur römische Gedanken?

Sowohl Römer als auch Juden ahnten nichts von der Wahrhaftigkeit des weltumschließenden neuen Bundes.
2000 Jahre ist dieses grundstürzende Ereignis nun her.
Ohne Passion, ohne Karfreitag kein Ostern.

Lied fT 104 Menschen gehen zu Gott (fT 104)

Psalm 22 nach der Basis Bibel – gelesen mit drei Stimmen
Von Gott verlassen – und gerettet – Der Leidenspsalm von Jesus
Liturg*in 1 | Gemeinde | Liturg*in 2 | Alle
L1: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Fern ist meine Rettung, ungehört verhallt mein Hilfeschrei.
Gem: »Mein Gott«, rufe ich am Tag, doch Antwort gibst du mir nicht. Und ich rufe in der Nacht, doch Ruhe finde ich nicht.
L2: Du aber, du bist der Heilige! Du thronst über den Lobgesängen Israels!
L1: Auf dich vertrauten schon unsere Vorfahren. Sie vertrauten darauf, dass du sie rettest.
Gem: Sie riefen zu dir und wurden gerettet. Auf dich haben sie sich verlassen und wurden nicht enttäuscht.
L2: Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Gespött der Leute und verachtet vom Volk!
L1: Alle, die mich sehen, lachen nur über mich. Sie spitzen die Lippen, sie schütteln den Kopf:
Gem: »Soll er doch seine Last auf den Herrn abwälzen! Der soll ihn auch retten! Der soll ihn aus dem Elend reißen. Er ist ja sein Freund!«
L2: Ja, du hast mich aus dem Mutterleib gezogen. An der Mutterbrust lehrtest du mich Vertrauen.
L1: Auf dich bin ich angewiesen seit meiner Geburt. Vom ersten Atemzug an bist du allein mein Gott!
Gem: Bleib nicht fern von mir! Denn die Not ist so nahe, und ich habe sonst keinen, der mir hilft.
L2: Stiere ohne Zahl haben mich umstellt. Baschan-Büffel halten mich umringt.
L1: Da sperrt einer sein Maul auf, um mich zu packen – es ist ein reißender und brüllender Löwe!
Gem: Ich fühle mich wie ausgeschüttetes Wasser. Ich habe keine Gewalt mehr über meine Glieder. Mein Lebensmut ist weich wie Wachs, dahingeschmolzen in meinem Innern.
L2: Trocken wie eine Tonscherbe ist meine Kehle und die Zunge klebt mir am Gaumen. So legst du mich in den Staub zu den Toten.
L1: Ja, Hunde rotteten sich um mich zusammen, eine Meute von Bösen hat mich eingekreist – wie ein Löwe, der bereit ist zum Sprung, um mich an Händen und Füßen zu packen.
Gem: Schon zähle ich alle meine Knochen. Sie aber schauen zu, sie gaffen mich an.
L2: Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen das Los über mein Gewand.
L1: Doch du, Herr, bleib nicht fern von mir! Du bist meine Stärke, hilf mir schnell!
Gem: Bewahre mein Leben vor dem Schwert, mein einziges Gut vor der Gewalt der Hunde!
L2: Rette mich aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Wildstiere!
Alle: – Mein Gebet hast du erhört. –
L1: Ich will meinen Brüdern und Schwestern von deinem Namen erzählen. Im Kreis der Gemeinde will ich dich loben.
Gem: Lobt ihn, die ihr Ehrfurcht habt vor dem Herrn! All ihr Nachkommen Jakobs, gebt ihm die Ehre!
Erschreckt vor seiner Herrlichkeit, all ihr Nachkommen Israels!
L2: Denn er hat die Augen vor dem Elend nicht verschlossen und sich nicht gescheut, dem Armen zu helfen. Sein Angesicht hat er nicht vor ihm verborgen. Als er um Hilfe schrie, hat er ihn gehört.
L1: Von dir geht mein Lobgesang aus und erschallt in der Festversammlung. Meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die Ehrfurcht vor dir haben.
Gem: Die Armen sollen essen und satt werden. Die den Herrn suchen, sollen ihn loben. Bekommt also neuen Lebensmut, für immer!
L2: Alle Länder der Erde sollen daran denken und zu dem Herrn umkehren! Die ganze Völkerwelt soll vor ihm auf die Knie fallen!
L1: Denn dem Herrn gehört das Königtum. Er ist der Herrscher über die Völker.
Gem: Alle sollen vor ihm auf die Knie fallen, die im Vollbesitz ihrer Kräfte stehen! Alle sollen vor ihm die Knie beugen, die in den Staub zu den Toten gehen.
L2: Und wenn sie nicht mehr am Leben sind, werden die Nachkommen ihm dienen. Dann kommt die nächste Generation – auch ihr wird man vom Herrn erzählen.
Alle: Und dem Volk, das noch geboren wird, wird man über seine Gerechtigkeit sagen: »Er hat es getan!«

Lasst uns gemeinsam unser Passionslied fT 105 singen.

Lied fT 105: Manches Holz

Eröffnungsgebet Lasst uns beten:

Ewige(r) Gott,
du lässt dich sehen in Jesus, deinem Sohn.
In Jesus Worten hören wir deine Stimme.
In Jesus Taten erkennen wir deine Liebe.
In Jesus Leiden und Sterben teilst du alle Tiefen mit uns.
Auch im Dunkel lässt du uns nicht allein.
Lass uns an der Hand deines Sohnes ins Licht finden,
wo du lebst und für uns da bist in Ewigkeit.
Amen.

Klangzeichen

Nach dem Abendmahl und unter anderem der Frage, wer der wichtigste sei – letzten Mittwoch beschäftigte uns dieser Abschnitt –, ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus zum Ölberg. Dort bete er und bat seine Jünger, es ihm gleichzutun, doch diese schliefen.

Lesung Ich lese aus Lukas Kapitel 22 in der Übertragung der Basis Bibel

Er fragte sie: „Wie könnt ihr nur schlafen? Steht auf und betet, damit ihr die kommende Prüfung besteht!“
Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe. Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze. Er kam auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Aber Jesus sagte zu ihm: »Judas, willst du den Menschensohn wirklich mit einem Kuss verraten?« Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte. Sie fragten: »Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?« Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer, die dem Hohepriester unterstanden. Er hieb ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr und heilte den Mann. Dann wandte er sich an die Leute, die ihn festnehmen wollten: die führenden Priester, die Hauptmänner der Tempelwache und die Ratsältesten. Er sagte: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr hier angerückt! Bin ich denn ein Verbrecher? Ich war täglich bei euch im Tempel. Aber dort habt ihr keine Hand gegen mich erhoben. Doch jetzt ist eure Stunde gekommen, und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an.«
Amen.

Klangzeichen

Andacht

Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen? –
Notwehr? Nein! –
Jesus verteidigt sich nicht gegen die Gewalt seiner Gegner. Stattdessen heilt er einen von ihnen. Jesus lässt es zu, dass er gewaltsam gefangen wird. Damit entlarvt er das, was da geschieht. Einen unschuldigen Menschen erklären sie zum Verbrecher. Sie wollen im Dunkel der Nacht seine Stimme auslöschen, ihn dem Tod ausliefern. –
Und in diesem Moment wird aus der Dunkelheit der Nacht tiefe Finsternis. Denn die Dunkelheit der Nacht als solche ist nicht gleich Finsternis: Zur Finsternis wird die beruhigende Dunkelheit der Nacht, wenn Menschen sich die Dunkelheit heimtückisch zu Nutze machen.
Finsternis herrscht dort, wo unschuldige Menschen gewalttätigen Menschenhänden ausgeliefert werden. –
Die Finsternis verkehrt alles in sein Gegenteil, lässt das Gute böse und das Böse gut erscheinen. –
Die Finsternis übernimmt die Macht und Menschen wissen nicht mehr, wessen Wille geschieht. Finsternis ist dort, wo kein Glaube und keine Hoffnung mehr ist. –
Aber dies ist Jesus göttlicher Weg, dem er treu bleibt bis zum Tod am Kreuz. Er ist bereit, diesen Weg zu gehen, der nicht menschlich, sondern göttlich ist. Sein Weg ist Gottes Weg. Gott kommt in Jesus Christus ohne Waffen. Er schlägt keine neuen Wunden. Er bereitet keinen neuen Schmerz. Gott heilt nun, wo Menschen tiefe Wunden schlagen. –
Es dringt Licht in die Finsternis: Es wird sichtbar, was die Stunde geschlagen hat, was der neue Bund bedeutet. Selbst in der Finsternis leuchtet die bedingungslose Liebe und die heilende Kraft Gottes auf.

Klangzeichen

Jesus, du weißt es schon zu dieser Zeit, jede Verzögerung wäre sinnlos
Jesus, du hast es uns schon gesagt vor dieser Zeit
Jesus, du gehst den Weg geradlinig
Jesus, du lebst Gottes Wille auf deinem Weg
Jesus, du weist uns den Weg

Jesus, du offenbarst uns Gottes neuen Bund in deinem Tun
Jesus, du trinkst für uns den Kelch bis auf die Neige aus
Jesus, du nimmst alle Schuld für alle Zeiten auf dich
Jesus, du zeigst uns die doppelte Liebe in deinem Tod
Jesus, du befreist uns zum Leben

Amen.

Lied fT 140: Dieses Kreuz, vor dem wir stehen

Gebet Wir wollen beten: wir beten nach dem EG 170 die 3. Strophe:

Frieden gabst du schon,
Frieden muss noch werden,
wie du ihn versprichst
uns zum Wohl auf Erden.
Hilf, dass wir ihn tun,
wo wir ihn erspähen,
die mit Tränen säen,
werden in ihm ruhn.

Amen

Fürbitte Wir wollen Fürbitte halten:

Gott, unser Vater,
als Mensch unter Menschen begegnest du uns in Jesus, deinem Sohn. Du begleitest uns auch in schweren Zeiten.
Wir bitten dich:

Hilf uns, dir zu vertrauen und uns im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Sei bei den Menschen, die leiden.
Sei bei den Menschen, denen Gewalt angetan wird.
Sei bei den Menschen, die unter den Schrecken des Krieges leiden.
Sei bei den Menschen in der Ukraine, die ungerechten ungerechtfertigten Krieg erleiden.
Sei bei den russischen Soldaten, damit sie die Waffen niederlegen.
Hilf ihnen, sich dem Töten zu verweigern.
Hilf ihnen mit deinem Licht im Dunkel.

Hilf ihnen, dir zu vertrauen und sich im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Sei bei den Menschen, die verachtet werden.
Sei bei den Menschen, deren Vertrauen enttäuscht worden ist.
Sei bei den Menschen, die krank sind oder sich verlassen fühlen.
Sei bei den Menschen, die den Tod vor Augen haben.
Sei bei den Menschen in der Türkei, in Syrien und bei allen, die Hoffnung und Hilfe in finsteren Zeiten erflehen.
Hilf ihnen mit deinem Licht im Dunkel.

Hilf ihnen, dir zu vertrauen und sich im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Gütiger Gott, sei ihnen allen nahe mit deiner Liebe und lass sie Hilfe erfahren.
Das bitten wir durch Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder.

Amen.

Vaterunser Und so beten wir, wie Jesus es uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Gebt euch gegenseitig ein Zeichen des Friedens und der Liebe.
Nehmt dazu diese Worte an:

Der Friede von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist,
der dynamische Friede der fantasievollen Träume,
der herausfordernde Friede der radikalen Liebe,
der kraftvolle Friede des engagierten Handelns,
erfülle dich über alle Maße,
in dieser finsteren Zeit des Wartens.

Weißes Seil rumgeben lassen, bis alle das Seil anfassen und sich ein Kreis gebildet hat.

Lasst uns gemeinsam in dieser Andachtsgemeinschaft den Segen empfangen:

Segen
Mit uns sei der Frieden Gottes, des Schöpfers,
mit uns sei der Friede des Sohnes,
mit uns sei der Friede des Geistes
durch die Finsternis hindurch,
bis es wieder Licht wird.
Amen.

Abschlusslied

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Begrüßung
2023 - ein Jahr, das in drei Monaten bereits viel Leid gesehen hat. Kriege. Verfolgung. Mit Füßen getretene Menschenrechte. Folter. Naturgewalten. Unablässiger Regen. Meeresfluten. Hitze. Dürre. Tod. Vernichtung.
Leid. Niederdrückend. Ungerecht. Vernichtend. Finster.
Leid. Menschengemacht. Nicht gottgewollt.
Seid willkommen zur siebten und letzten Passionsandacht 2023.
Einen Tag vor Gründonnerstag, zwei Tage vor Karfreitag, noch vier Tage bis Ostern.

Heute begleitet uns in der Andacht das Altarbild von St. Paul in Odessa. Kann aus Ruinen je wieder etwas entstehen? Angesichts der Bilder aus der Ukraine, die im Moment um die Welt gehen, kann man das fast nicht glauben. Und doch...
Das Bild des süddeutschen Malers Tobias Kammerer ist in einem Gebäude zu sehen, das Jahrzehnte eine Ruine war. Einsam ragte der Turm der Kirche St. Paul im Zentrum von Odessa in den Himmel. Fast wie ein mahnender Zeigefinger, damit niemand die Spuren des 2. Weltkriegs und der kommunistischen Zeit vergisst.
Auferstanden aus Trümmern. Gut zu wissen, gerade in dieser Zeit. Und hoffen wir gemeinsam, dass St. Paul diesen aktuellen Krieg unversehrt übersteht.

Klangzeichen

Lasst uns gemeinsam Jesu´ Passion nachspüren und auf Gottes Botschaften hören.
Lasst die dreieinige Hoffnung in uns weiter bestehen gegen alle Anfechtungen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen!

Klangzeichen

Eröffnungsgebet Lasst uns beten:

Jesus, du weißt es schon heute, jede Verzögerung wäre sinnlos
Jesus, du hast es uns schon gesagt vor dieser Zeit
Jesus, du gehst den Weg geradlinig
Jesus, du lebst Gottes Wille auf deinem Weg
Jesus, du weist uns den Weg

Jesus, du trinkst für uns den Kelch bis auf die Neige aus
Jesus, du nimmst alle Schuld für alle Zeiten auf dich
Jesus, du zeigst uns die doppelte Liebe in deinem Tod
Jesus, du offenbarst uns Gottes neuen Bund in deinem Tun
Jesus, du befreist uns zum Leben

Amen.

Lied fT 38 Aus der Tiefe rufe ich zu dir

Ich spreche Verse aus Psalm 22, dem Leidenspsalm von Jesus nach der Luther-Bibel – gemeinsam sprechen wir die roten (hier kursiv) Verse

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts rufe ich, doch finde ich keine Ruhe.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
Alle meine Gebeine haben sich zertrennt;
mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.

Aber du, Herr, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!


Klangzeichen - Gebetsstille

Du hast mich erhört!
Und da er zu ihm schrie, hörte er’s.
Du hast mich erhört!


Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,
ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden;
und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen;
euer Herz soll ewiglich leben.

Denn des Herrn ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern.
Sie werden seine Gerechtigkeit predigen dem Volk,
das geboren wird.
Denn er hat’s getan.


Klangzeichen - Gebetsstille

Lesung Ich lese aus Johannes Abschnitt 16 die Verse 19 bis 22 in der Übertragung der Basis Bibel

»Ich habe gesagt: ›Es dauert nur noch kurze Zeit, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Noch einmal kurze Zeit später werdet ihr mich wiedersehen.‹
Macht ihr euch nun darüber Gedanken?
Amen, amen, das sage ich euch:
Ihr werdet weinen und klagen, aber diese Welt wird sich freuen. Ja, ihr werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich in Freude verwandeln. Es ist wie bei einer Frau: Sie leidet Schmerzen, wenn sie ein Kind zur Welt bringt – ihre Stunde ist gekommen. Aber wenn das Kind geboren ist, denkt sie nicht mehr an ihre Angst. Sie freut sich nur noch, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr seid jetzt traurig. Doch ich werde euch wiedersehen. Dann wird euer Herz voll Freude sein, und diese Freude kann euch niemand mehr nehmen.«

Lied fT 18 Bleib bei mir, Herr

Bildbetrachtung Versenkt euch in das Altarbild der Kirche St. Paul in Odessa (die Besucherinnen erhielten einen Abdruck vom Altarbild und das Bild hing als großer Ausdruck für alle sichtbar an einer Staffelei)

Wir hören dazu die Toccata for Ukraine, komponiert von Matthias Nagel und gespielt von Johanna Koechert 

Klangzeichen – Johanna beginnt nach Verhallen zu spielen

Meditation über das Altarbild der Kirche St. Paul in Odessa

Das Leid, der gefolterte Leib des umgebrachten Jesus bleibt sichtbar – gerade auch in diesem modernen Bild. Schönheit, wo Zerstörung war.
Links das Blau –Wasser für die Taufe – ein ausgefranster Lebensweg – Brüche und Lücken – und doch führt er geradlinig zu Jesus –die Taufe mit Wasser verbunden mit der Taufe durch Blut – verbunden mit einem lichten goldenen Faden zu Gott – Leben verheißende liebende Schöpfungsmacht – Blutstropfen in Blüten verwandelt – Blütenblätter, die man Toten aufs Grab legt – Blumen als Geste, die zeigt, wie wertvoll einem jemand ist – zwei Blütenblätter – fast zärtlich übereinandergelegt – fast schwebend, ganz leicht, hinter dem Gekreuzigten – Jesus gebettet auf Blumen in der Farbe der Liebe und des Lebens – Mohnblütenblätter? – Rosenblütenblätter? – rote Blütenblätter – und wie hell leuchtend die Mitte – Passion Christi – im Innern der Mohnblüte zeigt sich manchmal ein schwarzes Kreuz – Rot und Schwarz – Liebe und Tod – Passion Christi – Rosen rot wie Blut mit Dornen wie die Krone Jesus‘– Rosen: Symbol der Liebe und der Dauerhaftigkeit –
So schön macht Gott die Wiesenblumen. Wird er sich dann nicht viel mehr um euch kümmern? Ihr habt zu wenig Vertrauen!
Mohn in Kornfeldern – Weizengelb und Rot – Brot und Wein – Leib und Blut Christi – Tod – am dritten Tage auferstanden von den Toten - und das ewige Leben – ein goldenes G – Gott – Glaube – Gnade – Güte – Gewissheit – offen, damit Gottes Liebe hineinströmt – offen, damit Jesus hinauffahren kann zu Gott – Sonneneruptionen – Wärme spendend– Gottes Liebe strömt vom Himmel auf die Erde – umfängt Jesus und mit ihm die Menschheit – liebende Erlösung – seine Blutstropfen mit leichter Hand verwischt – flüchtig – übereinanderliegende Blütenblätter bilden die Silhouette eines Bergkamms – Golgatha? – helles Licht – Erleuchtung – Gold, Farbe und Material aller Königinnen und Könige – Jesus lebensspendende Wärme von Gott strömt herab als Leben auf die Erde – ein knochiger Weg führt in den Himmel über die Taufe, über Jesus auf einem goldenen Pfad wieder zu Gott – ein ewiger Kreislauf – einziger Weg –das Schreckliche hat im Leben nicht das letzte Wort – Finsternis vergeht in Gottes Glanz – Herr, bleib bei mir!

Ruft gerne eure Eindrücke in die Andacht und bringt sie vor Gott!

Lied Dieses Kreuz, vor dem wir stehen (fT 140)

Text auf Bitten der Bayrischen Ev. Landeskirche bei der Verwendung des Altarbildes St. Paul Odessa (verlesen von mir)
Im Jahr 2002 vollendete der Maler Tobias Kammerer die Ausmalung der Kirche St. Paul in Odessa. Die protestantische Kirche blieb nach einem Brandanschlag in stalinistischer Zeit eine Ruine – und wurde gleichzeitig zum Mahnmal in der Stadt. Durch vielfältige Hilfe, zu der auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern wesentlich beitrug, wurde St. Paul wieder aufgebaut. Sie gehört heute zum Pflichtprogramm der Stadtführungen in Odessa.
Tobias Kammerer gestaltete den Innenraum der Kirche mit einem weitgefächerten Bildprogramm, das auch auf die Geschichte der Hafenstadt abgestimmt ist: Wasser spielt immer wieder eine entscheidende Rolle. Für die Altarwand verwendete er auf Wunsch der Gemeinde das alte Kruzifix. Er platzierte es im Zentrum und setzte es auf schmale, golden farbige Linien. Hellrote Farbflächen, die die Luftigkeit von Aquarellmalerei aufnehmen, setzte er hinter das Kreuz. Dadurch bekommt das Kruzifix etwas Schwebendes. Tobias Kammerer gelingt es, auch in ganz großen Formaten, Farbflächen zu gestalten, als seien sie hingetupft, zufällig entstanden: Wie schnelle Striche oder beiläufige Farbtupfer. Rot, das für die Farbe des Blutes steht, bekommt dadurch etwa Leichtes. Es könnten auch Blütenblätter sein, die da hinter das Kreuz geweht sind – als Zeichen wie von wo anders her. Ein blaues Farbband führt auf dem Kirchenboden vom Taufstein durch den Altarraum links neben dem Kreuz nach oben. Blau, Wasser, Taufe – und Rot, Blut, Abendmahl wirken von Jesu Tod aus bis in die Gegenwart weiter und stärken die Gemeinde. Tobias Kammerer nimmt damit ein Motiv der alten Malerei auf.
Ein goldener Bogen, wie der Glanz der aufgehenden Sonne am Auferstehungstag, umgibt alles: Zeichen für das Leben selbst angesichts des Todes. Mit Christus als Mitte.

Lied: Lasst uns gemeinsam unser Passionslied fT 105 singen. Manches Holz (fT 105)

Wir wollen Fürbitte halten:

Gott, allmächtige Schöpfungskraft,
als Mensch unter Menschen begegnest du uns in Jesus, deinem Sohn. Du begleitest uns auch in schweren Zeiten.
Wir bitten dich:

Hilf uns, dir zu vertrauen und uns im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Sei bei den Menschen, die leiden.
Sei bei den Menschen, denen Gewalt angetan wird.
Sei bei den Menschen, die unter den Schrecken des Krieges leiden.
Sei bei den Menschen, die ungerechten ungerechtfertigten Krieg erleiden.
Sei bei den russischen Soldaten, damit sie die Waffen niederlegen.
Hilf ihnen, sich dem Töten zu verweigern.
Hilf ihnen mit deinem Licht im Dunkel.

Hilf ihnen, dir zu vertrauen und sich im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Sei bei den Menschen, die verachtet werden.
Sei bei den Menschen, deren Vertrauen enttäuscht worden ist.
Sei bei den Menschen, die krank sind oder sich verlassen fühlen.
Sei bei den Menschen, die den Tod vor Augen haben.
Sei bei den Menschen in der Türkei, in Syrien und bei allen, die Hoffnung und Hilfe in finsteren Zeiten erflehen.
Hilf ihnen mit deinem Licht im Dunkel.

Hilf ihnen, dir zu vertrauen und sich im Leben ganz auf dich zu verlassen.

Klangzeichen

Gütiger Gott, sei ihnen und uns allen nahe mit deiner Liebe und lass deine Hilfe erfahren in dieser finsteren Zeit des Leidens und des Wartens.
Das bitten wir durch Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder.
Amen.

Und so beten wir, wie Jesus es uns gelehrt hat:

Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied fT 108 Gott spricht uns zu sein schönstes Wort (fT 108)

Kreis bilden lassen mit vorgestreckten Händen – Symbole hineinlegen (die Besucherinnen erhielten von mir eine kleine Holzscheibe mit dem Kreuzsymbol auf der einen und dem Ichtys auf der anderen Seite)

Nimm das Zeichen unseres Glaubens und der Liebe.

Nimm nun den Segen entgegen:

Der dreieinige Gott segne und behüte dich,
sie sehe auf dich, sie gebe dir Kraft und Zuversicht und ihre Gnade.
Der Frieden Gottes, der ewig Erschaffenden, sei mit dir.
Der Friede des Sohnes, des Erlösers, sei mit dir.
Der Friede des Heiligen Geistes, des Erleuchters, sei mit dir
durch diese Finsternis hindurch,
bis es in wenigen Tagen wieder Licht wird.

Amen.

Abschlusslied (instrumental)

Andacht-240313

Herzlich willkommen zur fünften Passionsandacht 2024. Das Andachtsteam betrachtet dieses Jahr sieben Körperteile in unseren Andachten. Heute leitet uns Jesu Brust, um unsere Gedanken fließen zu lassen. Lasst uns diese Andacht erleben im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen!

Wenn ich über die Brust nachdenke, dann fallen mir Bilder ein: an der Brust liegen, die Brust geben, die gegürtete Brust und die eingeschnürte Brust, mit breiter Brust und an die Brust schlagen.
Die Lutherübersetzung kennt 33 Hinweise auf die Brust: 26 im AT und 7 im NT. Keine Textstelle beschreibt die Brust an sich. Aber das macht gar nichts. Wir bekommen auch ohne genaue Beschreibung eine Vorstellung davon, was die Brust, was Jesu Brust uns bedeuten kann. Die Bibel führt uns dazu durch die Andacht mit leichtem Atem. So lese ich euch zu Beginn eine kurze Passage aus dem Evangelium nach Johannes 13, 21-26:
Jesus wurde erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu, den hatte Jesus lieb. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.
Ist es Johannes, der an der Brust liegt? Oder ist es doch Maria Magdalena? Oder ist es ein jeder von uns? Denn der Lieblingsjünger wird auch als beispielhafte Gläubige oder Gläubiger und damit als Identifikationsfigur für die Leser und Hörer des Evangeliums – also uns - gezeichnet.
Damit wären wir dann alle gemeint – alle können sich in den Gedanken versenken, an Jesu Brust zu liegen - jede und jeder für sich in der Tiefe der eigenen Seele, in der eigenen Brust.
Pause - Klangzeichen
Was birgt die Brust im Innern? Diese Frage habe ich mir gestellt. Das Herz, davon hören wir nächste Woche. Und allem voran die Lunge. Die Brust ist der Raum des Atems, die Brust kann Atem holen und Atem geben. Der erste Schrei eines Neugeboren – undenkbar ohne den ersten Atemzug, der letzte Atemzug – undekbar ohne den Tod. Die Brust hält den Lebensatem, den Odem, den Atem Gottes. Gerade auch bei Jesus. Gerade auch in der Passionszeit.

Was hört Johannes oder der Jünger oder die Jüngerin, die Jesus liebte, an Jesu Brust liegend? Den Herzschlag? Das Atem holen? Vielleicht auch schon die Gedanken und Gebete, die Jesus in seinen letzten Tagen und Stunden bewegten? Jesus stand ganz in der Tradition der Tora, des Tanach, der Texte, die wir als Altes Testament kennen. Er war tief verwurzelt in den Schriften, in den Psalmen.
Vielleicht hat ihn dies bereits in seinem Inneren, in seiner Seele, in seiner Brust bewegt? Vielleicht können wir dies an und in Jesu Brust hören? Vielleicht hat er im Stillen diese Verse aus dem Psalm 89 gebetet? (Ps 89, 47-53):
47 Wie lange, Herr, willst du dich immerfort verbergen und deinen Grimm wie Feuer brennen lassen?
48 Gedenke, wie kurz mein Leben ist, wie vergänglich du alle Menschen geschaffen hast!
49 Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe, der seine Seele errette aus des Todes Hand? SELA.
50 Herr, wo ist deine Gnade von einst, die du David geschworen hast in deiner Treue?
51 Gedenke, Herr, an die Schmach deiner Knechte, die ich trage in meiner Brust von all den vielen Völkern, 52 mit der, Herr, deine Feinde dich schmähen, mit der sie schmähen die Spuren deines Gesalbten!
53 Gelobt sei der Herr ewiglich!
Amen! Amen!

fT 38 Aus der Tiefe rufe ich zu dir

Vielleicht hatte Jesus seine nahe Zukunft genau vor Augen. Vielleicht kannte er den Verlauf der Passion und seiner Auferstehung bereits, den wir nur in spärlichen Worten lesen können, um Jesu letztem Atem in seiner Brust nachzuspüren: (Mk 15,33-38)
33 Um zwölf Uhr mittags verfinsterte sich der Himmel über dem ganzen Land. Das dauerte bis um drei Uhr.
34 Gegen drei Uhr schrie Jesus: »Eloï, eloï, lema sabachtani?« – das heißt übersetzt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
35 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: »Der ruft nach Elija!«
36 Einer holte schnell einen Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf eine Stange und wollte Jesus trinken lassen. Dabei sagte er: »Lasst mich machen! Wir wollen doch sehen, ob Elija kommt und ihn herunterholt.«
37 Aber Jesus schrie laut auf und starb.
38 Da zerriss der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel von oben bis unten.
Pause - Klangzeichen
Psalm 22
Gegen drei Uhr schrie Jesus: »Eloï, eloï, lema sabachtani?«
2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum hilfst du nicht, wenn ich schreie, warum bist du so fern?
3 Mein Gott, Tag und Nacht rufe ich um Hilfe, doch du antwortest nicht und schenkst mir keine Ruhe.
4 Du bist doch der heilige Gott, dem Israel Danklieder singt!
5 Auf dich verließen sich unsere Väter, sie vertrauten dir und du hast sie gerettet.
6 Sie schrien zu dir und wurden befreit; sie hofften auf dich und wurden nicht enttäuscht.
7 Doch ich bin kaum noch ein Mensch, ich bin ein Wurm, von allen verhöhnt und verachtet.
8 Wer mich sieht, macht sich über mich lustig, verzieht den Mund und schüttelt den Kopf:
9 »Übergib deine Sache dem Herrn, der kann dir ja helfen! Er lässt dich bestimmt nicht im Stich! Du bist doch sein Liebling!«
10 Ja, du hast mich aus dem Mutterschoß gezogen, an der Mutterbrust hast du mich Vertrauen gelehrt.
11 Seit dem ersten Atemzug stehe ich unter deinem Schutz; von Geburt an bist du mein Gott.
12 Bleib jetzt nicht fern, denn ich bin in Not! Niemand sonst kann mir helfen!
13 Viele Feinde umzingeln mich, kreisen mich ein wie wilde Stiere.
14 Sie reißen ihre Mäuler auf, brüllen mich an wie hungrige Löwen.
15 Ich zerfließe wie ausgeschüttetes Wasser, meine Knochen fallen auseinander. Mein Herz zerschmilzt in mir wie Wachs.
16 Meine Kehle ist ausgedörrt, die Zunge klebt mir am Gaumen, ich sehe mich schon im Grab liegen – und du lässt das alles zu!
17 Eine Verbrecherbande hat mich umstellt; Hunde sind sie, die mir keinen Ausweg lassen. Sie zerfetzen mir Hände und Füße.
18 Alle meine Rippen kann ich zählen; und sie stehen dabei und gaffen mich an.
19 Schon losen sie um meine Kleider und verteilen sie unter sich.
20 Bleib nicht fern von mir, Herr! Du bist mein Retter, komm und hilf mir!
21 Rette mich vor dem Schwert meiner Feinde, rette mein Leben vor der Hundemeute!
22 Reiß mich aus dem Rachen des Löwen, rette mich vor den Hörnern der wilden Stiere!
Klangzeichen
Herr, du hast mich erhört!
Klangzeichen
23 Ich will meinen Brüdern von dir erzählen, in der Gemeinde will ich dich preisen:
24 »Die ihr zum Herrn gehört: Preist ihn! Alle Nachkommen Jakobs: Ehrt ihn! Ganz Israel soll ihn anbeten!
25 Kein Elender ist dem Herrn zu gering; mein Geschrei war ihm nicht lästig. Er wandte sich nicht von mir ab, sondern hörte auf meinen Hilferuf.«
26 Darum danke ich dir, Herr, vor der ganzen Gemeinde. Vor den Augen aller, die dich ehren, bringe ich dir die Opfer, die ich dir versprochen habe.
27 Die Armen sollen sich satt essen; die nach dir, Herr, fragen, sollen Loblieder singen; immer möge es ihnen gut gehen!
28 Alle Völker sollen zur Einsicht kommen; von allen Enden der Erde sollen sie zum Herrn umkehren und sich vor ihm niederwerfen.
29 Denn der Herr ist König, er herrscht über alle Völker.
30 Vor ihm müssen die Mächtigen sich beugen, alle Sterblichen sollen ihn ehren, alle, die hinuntermüssen ins Grab.
31 Auch die kommende Generation soll ihm dienen, sie soll hören, was er getan hat.
32 Und sie soll ihren Nachkommen weitererzählen, wie der Herr eingegriffen hat, wie treu er ist.
Amen!

fT 140 Diese Kreuz, vor dem wir stehen

Jesus selbst ist der Atem Gottes. Seine Brust birgt die Luft, die uns immer wieder neues Leben und Hoffnung einhaucht. Lasst uns beten mit alten englischen Worten, übersetzt von der unvergleichlichen Dorothee Sölle.

Gebet Olaf
Atem Gottes, hauch mich an,
füll du mich wieder mit Leben,
dass ich, was du liebst, lieben kann,
und rette, was du gegeben.
Atem Gottes, weh mich an,
bis mein Herz dir offen,
bis ich, was du willst, wollen kann,
im Handeln und im Hoffen.
Atem Gottes, blas‘ mich an,
bis ich ganz dein werde,
bis dein Feuer in mir brennt
auf der dunklen Erde
Atem des Lebens, atme in mir,
lehr mich die Luft zu teilen,
wie das Wasser, wie das Brot,
komm die Erde zu heilen.
Amen!

Pause - Klangzeichen

Vater Unser

Segen
Gott segne dich und Gott halte dich.
Gott schaue dich an und schenke dir seine Gnade.
Gott nehme dich in seine Obhut und gebe dir seinen Frieden.
Amen. 

Andacht-241211

Willkommen zur 2. Adventsandacht – Thema: Suchet, so werdet ihr finden

Der Begriff „Advent“ stammt vom lateinischen Wort „adventus“ und bedeutet „Ankunft“ oder „Eintreffen“. Der Advent ist traditionell die Zeit der Vorbereitung und des Wartens auf die Ankunft von Jesus Christus, insbesondere auf das Weihnachtsfest.

Warten wir also einfach auf die Ankunft oder das Eintreffen? Warten wir bequem auf jemanden, der kommt?
Aber reicht das Warten?
Oder wäre es nicht besser, sich selbst auf die Suche zu begeben und zu diesem Jemand zu gehen? Suchen wir nicht besser aktiv?

In Mt 7,7-8 (HfA) heißt es:
7Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet!
8Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.

Bitten, Suchen, Anklopfen sind Handlungen, kein passives Warten. Vielleicht bietet, vielleicht verlangt der Advent also mehr?

Lied: Such, wer da will, ein ander Ziel EG 346 1+3

Gebet:
Geheimnisvolle, ewige Gott!
Wir erwarten dein Ankommen in unsere Welt.
Gott, wir bitten dich:
Sieh die Sehnsucht in unseren Herzen.
Höre unsere Bitten, sende uns deinen Geist und zeige uns den Weg, den wir gehen müssen, um dich zu finden.
Gott, wir bitten dich:
Lass dich finden, wo wir dich von ganzem Herzen suchen.
Gott, wir erkennen und wir glauben:
Du kommst uns entgegen in Jesus Christus,
jetzt und in Ewigkeit.
Amen!

Und was sagt Gott dazu? Hören wir ihm zu in Jeremia 29
Lesung: Jeremia 29,11-14a (HfA):
11Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr, habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Mein Wort gilt!
12Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören.
13Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt,
14will ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich, der Herr. Ich werde euer Schicksal zum Guten wenden: .... Darauf könnt ihr euch verlassen!

Lied: Stern über Bethlehem EG 544, 1-3

Verteilen der Karten – Kerstin Ruhmann Reihe Aufgetan

Verkündigung
Wenn wir suchen, suchen wir nicht eigentlich nach uns selbst? Suchen wir eigentlich nur das Bekannte und wollen uns nur selbst bestätigen?
Schauen wir häufig nicht nur fortwährend in den Spiegel, wenn wir so suchen?
Suchen Viele nicht einfach Bestätigung in ihrer Bubble? Suchen und fragen Viele und bekommen doch nur Antworten aus ihrer Filter- und Meinungsblase? Ein einziges Spiegelkabinet, das doch immer nur das Gleiche zeigt.

Wenn wir nach Gott suchen, müssen wir diese Spiegel zerbrechen oder ein Loch hineinschlagen, damit wir hindurchsehen können. Damit wir sehen können, was dahinter verborgen ist.
Wir sehen Splitter aus Glas. Vielleicht liegt inmitten dieser Splitter eine Chance verborgen, ein Hoffnungsstern? Wenn wir ein Loch in den Spiegel geschlagen haben, sehen wir einen Stern. Einen Stern, der uns den Weg weist, der uns leuchtet.

Der Stern, der in der Mitte der Splitter zum Vorschein kommt, lässt uns in der Adventszeit an den Stern von Bethlehem denken, der den Weisen den Weg zu Jesus zeigte. Er steht für das Licht, das von außen in unsere Dunkelheit kommt und uns Orientierung gibt.

Aktives Suchen. Die Weisen aus dem Morgenland, die Heiligen Drei Könige waren lange unterwegs. Sie hatten eine wörtlich genommen bewegte Adventszeit. Sie starteten ihre durch den Stern geleitete lange und beschwerliche Suche weit im Osten, im Perserreich. Mit einer Kamelkarawane werden sie nun fünf Wochen unterwegs gewesen sein, um am 6. Januar in Jerusalem oder Bethlehem zu sein. Sie sind also heute bereits auf ihrem Weg gewesen und folgten dem Stern. Die Hälfte der Reise hatten sie bereits hinter sich gebracht.

Wie mutig waren die Weisen aus dem Morgenland, die sich aufgemacht haben, Jesus zu suchen!
Machen wir das auch? Gehen wir los ins Unbekannte im Glauben daran, dass es gut werden wird? Verlassen wir unser gewohntes Terrain? Können wir gewohnte Muster aufbrechen, gewohnte Verhaltensweisen des Rückzugs, des Einigelns aufbrechen?
Der Bibelvers „Suchet, so werdet ihr finden" fordert uns auf, loszugehen. Es reicht nicht, passiv abzuwarten. Manchmal ist dieses Suchen anstrengend, schmerzhaft und mühsam, doch es wird sich lohnen!

Suchen kann anstrengend sein und manchmal riskant. Wir können auch scheitern. Vielleicht finden wir auch nicht das, was wir erwartet haben. Aber das Suchen bringt Veränderung und manchmal liegt in einer solchen Veränderung die Chance auf Heilung, auf Frieden.

Wenn wir Altes loslassen und uns für Neues öffnen, wissen wir noch nicht, was wirklich kommt. Es gibt keine Sicherheit. Doch Gott verheißt, dass er sich finden lässt: „Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR".
Er hört unser Klopfen und öffnet uns Türen.

Im Advent leitet uns der Stern, wenn wir aktiv suchen. Dann, und ich meine nur dann, finden wir Jesus.
Gottes Stern leite uns!
Amen!

Und auch Maria und Josef sind unterwegs, sich schätzen zu lassen.

Lied: Es kommt ein Schiff geladen EG 8,1-3

Gebet
Ewiger Gott,
hier stehen wir, im Advent.
Wir warten, wir hoffen, wir suchen.
Hilf uns, aufzubrechen, unser Erstarrtsein zu durchbrechen,
um dich und unseren Nächsten zu suchen.
Du sagst uns zu, dass wir dich finden werden.
Hilf uns, zu erkennen, wo wir suchen können.
Hilf uns, aktiv zu werden, damit wir dich finden können.
Hilf uns, zu erkennen, wann wir gefunden haben.
Begleite uns, sei bei uns. Amen.

Lied: Macht hoch die Tür EG 1 1+5

Vaterunser

Segen
Es segne dich der dreieinige Gott;
der Vater durch Barmherzigkeit,
der Sohn durch Vertrauen,
die Heilige-Geist-Kraft durch Erkenntnis und Glauben.
Es segne und behüte dich,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen. 

Andacht-24mmtt



Amen. 

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